Missionar mit Seniorenrabatt
Florian «Fluri» Bärtsch lebt, seitdem er vor 50 Jahren auf dramatische Weise Jesus erlebt hat, für den Auftrag, Menschen zu gewinnen und zu Jüngern zu machen. Kingdom Ministries setzt sich in der Schweiz und in vielen Ländern der Welt dafür ein. Bärtsch steht vor der Pensionierung, aber die Arbeit geht offenbar unvermindert weiter – mit neuen Leitern und neuer Frische.
Michèle Marfurt, eine der neuen Leiterinnen von Kingdom Ministries: «Seit ich Jesus kenne, habe ich es auf dem Herzen, Menschen zu gewinnen und zu Jüngern zu machen.» Konkret bedeutete das, dass sie mit ihrer Familie Arbeit und Wohnung aufgab, auf einen Campingplatz zog und dort begann, Menschen zum Glauben einzuladen, zu schulen und wieder auszusenden – so als wenn das ganz normal wäre: «Wir haben einfach das gemacht, was in der Bibel steht: Menschen von Jesus erzählt, Kranke geheilt, Dämonen ausgetrieben und dann die Menschen in Gruppen gesammelt. Klar, Wir haben auch Fehler gemacht. Aber heute haben wir grosse Erfahrung.» Sie ist überzeugt: «Missionar sein ist der schönste Job. Wir leben Matthäus, Kapitel 6, Vers 33 als ganze Familie – mittlerweile mit vier Kindern – und geben alle Ressourcen rein. In Luzern haben wir angefangen, heute arbeiten wir auch in Äthiopien und Zentralasien.»
Jahr der Jubiläen
Fluri Bärtsch zu seinem Jahr der Jubiläen: «Im Mai feiern wir 30 Jahre Kingdom Ministries, ich werde 65 und pensioniert, bekomme Seniorenrabatt, bin 40 Jahre verheiratet und es sind 50 Jahre, seit ich in Graubünden Jesus begegnet bin.» Damals hörte er eine Stimme: «Was du erlebt hast, ist nicht nur für dich, sondern für jeden Menschen. Trage es bis ans Ende der Welt weiter.» Als Evangelist, Pastor, Gründer von Hausgemeinden und «Kingdom Ministries» hat er sich seitdem unermüdlich diesem Auftrag der evangelistischen Jüngerschaft gewidmet.
«Dreimal Ganz» – jüngermachende Jünger machen
Massgebend ist für ihn das Statement des Lausanner Kongresses für Weltevangelisation 1974: «Das ganze Evangelium der ganzen Welt durch die ganze Gemeinde». Bärtsch: «Das war bahnbrechend für die moderne Mission. Nicht nur Billy Graham soll gehen, sondern `alle`. Jeder soll zugerüstet und gesendet werden.» Das bedeutet auch eine inhaltliche Verschiebung: «Wir sollen nicht mehr nur Menschen zum Glauben führen und taufen, sondern jüngermachende Jünger machen. Das führt zur Multiplikation.» Das bedeutete beispielsweise in Luzern, dass heute Hauskirchen in der dritten Generation entstanden sind. Bärtsch: «Das Jünger-Modell von Jesus funktioniert. Es ist einfach, aber es braucht Hingabe.»
Europa: von den Ersten zu den Letzten … und zurück?
Bärtsch sieht im 20. Jahrhundert mehrere «wellenartige» Bewegungen der Mission: «Wir hatten die Pfingstbewegung, in den 60er Jahren Aufbrüche in Afrika, in den 70ern Südamerika, in den 80ern China. In den 90ern handelte Gott stark im Ostblock, dann kam Indien und in den 2000ern der Islam.» Das bedeutet eine Verschiebung weg von Europa in den globalen Süden. «Wir in Europa sind von den ersten zu den Letzten geworden. Bei uns stagniert's, woanders explodiert's.«
Allerdings könnten die Letzten wieder zu den Ersten werden. Kingdom Ministries will darum für eine neue Erweckung in Europa vorbereiten: «Wir sind noch nicht ganz aufgewacht; aber wir haben einen Auftrag.»
Auf die Frage Gottes an Jesaja «Wenn soll ich senden» will Bärtsch heute mit dem Schulungsangebot «Be Sent» (sei gesendet) antworten und in drei Monaten zum «jüngermachenden Jünger» ausrüsten. Bärtsch: «Normale Leute, Laien werden gebraucht, um den Jüngerschaftsauftrag zu erfüllen. Wir haben es im Süden erlebt: Tausende normale Leute wurden geschult, dann gingen sie hinaus. Und es waren mehrheitlich Junge.»
Vor allem junge Frauen
Bärtsch sieht ein Phänomen: «Vor allem sind es junge Frauen zwischen 18 und 35, die sich senden lassen. Sie waren so lange verstummt. Heute bekommen sie Mut und Freude, zu reden, zu taufen und Kranke zu heilen.» In Europa ist Michèle ein Beispiel dafür: «Auch als Mutter von vier Kindern im Alter von neun, acht, sechs und drei kann ich mich voll ins Reich Gottes reingeben. Das ist auch als Mami möglich.» Sie war gerade in Äthiopien: «Manchmal geht mein Mann, manchmal ich. Wir sind abenteuerlich für Jesus unterwegs.»
Nicht nur über Afrika staunen
Am 30-Jahr-Jubiläum will Bärtsch dankbar zurückschauen, aber nicht nur: «Gott hat auf die 30 Jahre eine neue Generation gegeben, die auch in Europa am Laufen ist. Das ist nicht der Anfang vom Ende, sondern ich ahne, da kommt eine Revolution.» Immer wenn er für Europa betet, sieht er eine Armee, die die Fackel durch Italien, Frankreich weiterträgt. «Ich sehe die Leute in Luzern, ich sehe Kuno, Christian Kuhn, Aufbrüche in Spanien und in Deutschland: Die Morgenröte lässt uns das Herz höher schlagen.» Für ihn sind 30 Jahre erst der Anfang, eine Art Gedenkstein: «Jetzt kommt Europa dran. Ich möchte es unbedingt noch sehen.»
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