Gemeindegründungen aufgrund der grossen Nachfrage

In der Ukraine platzen viele Kirchen aus allen Nähten.
Der Krieg hat die Menschen in der Ukraine offener gemacht. Die Kirchen bieten ihnen nicht nur soziale Hilfe, sondern auch emotionale Unterstützung, Hoffnung und einen vertrauenswürdigen Ort. So sind 2023 viele neue Gemeinden entstanden.

Immer wieder wurde seit Kriegsbeginn in der Ukraine von Aufbrüchen berichtet: überfüllte Kirchen, Entscheidungen für Jesus, die Sehnsucht nach Hoffnung ist gross (Livenet berichtete). Dass dies keine einzelnen Events waren, bestätigten nun diverse evangelische Leiter aus der Ukraine gegenüber dem christlichen Nachrichtenportal CNE.news. «Wir beobachten, dass sich mehr Menschen taufen lassen als noch vor Covid», berichtet Yuri Kulavkevich der Vereinigung Ukrainischer Pfingstgemeinden. «Und das ist nicht nur in der Westukraine, sondern auch im Osten.»

Trotz des Krieges wurden zudem weitere Gemeinden gegründet. «Sogar in der Region von Charkiw im Osten haben wir 2023 17 neue Gemeinden gestartet. Dasselbe Muster beobachten wir im Zentrum der Ukraine. Auch in Butscha wurden letztes Jahr drei neue Kirchen gegründet.»

Ort des Vertrauens

Viele Kirchen sind auch während der Bombenangriffe zu Zufluchtsorten geworden, berichtet Anatolij Raychynets, Generalsekretär der Ukrainischen Bibelgesellschaft. «Wenn ein Alarm losgeht, gehen einige Menschen in die Kirche anstatt zum Bunker. Nicht weil die Kirche ein so solides Gebäude wäre, sondern weil es ein Ort ist, dem die Menschen vertrauen.» Es kommen vor allem Frauen, weil die Männer an der Front sind. Aber sie kommen nicht nur am Sonntag, sondern auch unter der Woche für das Abendgebet.

Andere Gemeinden wachsen nicht – sie sind durch die vielen Menschen, die geflohen sind, eher geschrumpft. Doch man merke, dass sich etwas geändert hat: «Die geistlichen Gespräche sind auf ein höheres Niveau geklettert. Die Menschen sind sensibler dafür, wie man in Zeiten des Krieges ein Leben lebt, das dem von Christus ähnelt», erklärt Dmytro Levytskyi, Pastor der Freien Schottischen Presbyterianischen Kirche in Odessa.

Taufen, Gemeindegründungen und neue Pastoren

Die Baptistengemeinden dagegen haben grosses Wachstum erlebt und eine Zunahme von Taufen. Igor Bandura, Vizepräsident der All-Ukrainischen Vereinigung Evangelischer Baptisten, berichtet, dass es im Jahr 2022 landesweit in den Baptistengemeinden über 3'000 Taufen gab – die Zahlen von 2023 hätte er zwar noch nicht vorliegen, doch er habe das Gefühl, dass sie noch höher seien. «Die Dynamik hat sich verändert.»

Von den 2'300 im Jahr 2020 existierenden Baptistengemeinden mussten 110 nach Kriegsbeginn schliessen – doch 50 Gemeinden wurden wieder neu gegründet. Und: «Wir haben 500 Pastoren ins Militär geschickt, von denen 100 als Seelsorger tätig sind.» Zudem wurden 200 neue Pastoren ordiniert.

Wie frisches Brot…

Die Kirchen setzen sich auch auf sozialer Ebene ein, unterstützen mit Lebensmitteln, helfen den Vertriebenen beim Neustart, beraten bei emotionaler Not und Traumata mithilfe kleiner Gesprächsgruppen. Und sie verteilen Bibeln: In den 23 Monaten nach Start des Krieges hat die Ukrainische Bibelgesellschaft 975'000 Bibeln verteilt, berichtet Anatolij Raychynets. «In unserem Büro ist es wie in der Bäckerei. Die Pastoren kommen, um neues Material zu holen, so wie andere Menschen frisches Brot kaufen. Auch Freiwillige holen Bibeln für die Front.»

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Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / CNE.news

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