Lebendige Gemeinde unter den Chanten in Sibirien

Einige Represäntanten von der Russischen Evangelischen Allianz.
Zu Beginn der 1990er Jahre gab es noch keine Christen unter den Chanten, einem Halbnomadenvolk aus Sibirien. Heute gibt es dort eine lebendige Gemeinde – und alles begann mit einer Frau und einem veränderten Leben.

Im hohen Norden Russlands leben die Chanten. Sie sind Halbnomaden und gehen nach wie vor ihren animistischen Traditionen nach. Die meisten von ihnen sind dem Alkohol verfallen. Immer wieder, insbesondere seit 1992, haben russische Christen Missionsreisen und Evangelisationsversuche veranstaltet, doch der Erfolg blieb aus. Johannes Reimer, Professor für Missionswissenschaften und Leiter des Departments of Public Engagement der Weltweiten Evangelischen Allianz, schreibt in einem Artikel über die Chanten, dass man noch 1988 – bei Herausgabe seines Buches «Gebet für die Völker der Sowejtunion» – von keinem Chanten oder Mansi (ein weiteres Nomadenvolk aus Sibirien) wusste, der Christ war.

Das Volk, das vor allem Rentiere züchtet, besteht nur aus etwa 28'000 Personen. Versuche, ihre Sprache zu verschriften, wurden abgebrochen und so sind auch nur wenige Teile des Neuen Testaments in Audio-Version vorhanden.

Alles begann mit einer jungen Frau…

Bei einer Reise in die Gegend im vergangenen Oktober wurde Reimer aber überrascht, als er eine lebendige Chanten-Gemeinde vorfand. Alles begann 1992 mit der jungen Chantin Zoja, beschreibt Reimer: «Wie viele ihrer Lands- und Altersgenossen war auch sie dem Alkohol verfallen. Ihre erste Ehe ging in die Brüche. Und dann traf sie eines Tages junge Christen (…). Sie war damals die Einzige aus ihrem Stamm, die auf diesen Ruf antwortete und erlebte eine wunderbare, vollständige Befreiung von ihrer Sucht.»

Lebenszeugnis

Die junge Frau verliess ihre Heimat und besuchte als einzige Chantin eine russische evangelische Gemeinde. Sie heiratete und zog mit ihrem Mann zurück in ihr Heimatdorf. Im Laufe der Zeit kamen etwa 80 Chanten durch das Ehepaar zum Glauben an Jesus, vierzig von ihnen bildeten eine evangelische Gemeinde im Ort. Zoja schreibt Worship-Lieder in der chantischen Sprache und ihr Mann Igor predigt auf Russisch, Zoja übersetzt ihn. «Es sind weniger unsere Worte, die die Herzen der Menschen für Jesus öffnen, sondern unser verändertes Leben. Wir leben wie sie auch zusammen mit unseren Herden, aber statt unseren Kummer im Alkohol oder Drogen zu ertränken, beten wir zu Jesus und er gibt uns neuen Mut und Freude», zitiert Reimer Zoja.

Viel Gebet nötig

«Es gibt also Christen unter den finno-ugrischen Chanten im Norden Westsibiriens», freut sich Johannes Reimer. Die chantischen Christen bitten aber um Gebet, dass die Arbeit der Bibelübersetzung in ihrer Sprache wieder aufgenommen und abgeschlossen wird. Zudem wünschen sie sich Gemeinschaft mit ihren eigenen Leuten in anderen Gegenden – was durch die weiten Wege nicht einfach ist. Möglich wäre die Einrichtung eines chantischen christlichen Rundfunks, was aber mit grösseren Kosten verbunden ist. Zum anderen will die Evangelische Allianz Russlands im Sommer 2024 eine Art Festival für Christen aus den Völkern des Nordens organisieren. Auch hierfür ist Gebet nötig.

Reimer zum Abschluss: «Ich war unter den christlichen Chanten in der westsibirischen Tundra. Ich habe ihre Zeugnisse, ihr Singen und Lachen gehört. Vergessen kann man so etwas kaum. Der Besuch im Hohen Norden verpflichtet mich zum Gebet. Mögen noch viele andere Chanten und Völker wie sie ihren Erlöser in Jesus Christus finden.»

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Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Christsein heute 1/24

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