Wegkapellen im Schwäbischen Donautal

Kapelle Kesselostheim
Im Schwäbischen Donautal haben sieben Architekten sieben imposante Kapellen aus Holz gebaut. Die Wegkapellen sind architektonische Meisterwerke und wahre Unikate. Sie bieten Schutz und laden die Velofahrenden zur Rast und Besinnung ein.

Die Rundtour für Velofahrer steht ganz unter dem Motto: Innehalten, Durchatmen und Krafttanken. Auf Initiative der Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung entstanden von 2018 bis 2020 entlang neuer Radwege im schwäbischen Donautal sieben Holzkapellen, die von sieben verschiedenen Architekten erbaut wurden. «Die intelligente Schlichtheit ist allen sieben Bauten gemein», schreibt die «Süddeutsche Zeitung». «Modern, avantgardistisch, markant. Sie sind Orte zum Rasten, Schauen und Besinnen», ergänzt «Die Welt». Die sieben Kapellen können auf einer 153 Kilometer langen Mehrtagesrundtour erkundet werden.

Holz und Glauben treu geblieben

Für Siegfried Denzel ist Gott überall. Auch oder gerade in der Natur. Jahrzehntelang führte er ein grosses Holzunternehmen. Inzwischen hat er es an seine zwei Söhne übergeben. Untätig blieb der belesene Mann auch im Ruhestand nicht. «Meine Frau und ich wollten den Menschen etwas zurückgeben von unserem Erfolg, von unserem Leben, von unserem Vermögen«, sagt er zum «Go Magazin». Deshalb rief das Ehepaar Denzel 2016 eine Stiftung ins Leben. Dem Werkstoff Holz blieb Denzel auch nach seiner Zeit im Unternehmen verbunden. Ebenso seinem Glauben, der den Katholiken durch sein Leben trug. Beides floss in die Idee der sieben Kapellen ein. Sieben, eine Zahl, der in der Bibel eine besondere Symbolik zukommt. 

Ökumenisches Angebot

Das Innere eine Holzkapelle

Für das Projekt wurden sieben Architekten aus Bayern, Frankfurt, Berlin und London gewonnen. Sie hatten weitestgehend freie Hand, sowohl bei der Gestaltung als auch bei der Wahl des Standortes. Nur aus Holz sollten die Kapellen sein, wünschte sich Denzel. Und ein Kreuz haben. «Die Architekten hatten den Auftrag, eine Kapelle zu bauen, die in die Landschaft passt, die Landschaft nicht stört, eine Bereicherung in der Architektur ist und Radlern und Wanderern eine Rast bietet.»

So entstanden sieben völlig unterschiedliche Orte der Einkehr und Stille. Denzel wollte einen Ort schaffen, der allen Menschen offensteht – auch jenen, die mit Gott und Kirche wenig anfangen können. «Wir sind ökumenisch», betont er. «Es kommen Menschen in die Kapellen, die sind Gott nicht nahe, aber sie spüren die Nähe zu Gott.» Siegfried Denzel besucht seine Kapellen zweimal die Woche. Er schätzt die Begegnungen dort. Das Projekt hat gehalten, was er sich erhofft hat. «Ich freue mich an der Natur, der Architektur, daran, den Menschen nahe zu sein und Gott zu begegnen.»

Preisgekrönte Wooden Chapel

Die sicher ungewöhnlichste der sieben Kapellen liegt auf einer Anhöhe am Waldrand und ist zunächst nicht als solche zu erkennen. Mehrere Meter hoch erhebt sich ein Holzstapel aus 40 Douglasienstämmen. Eine schmale Tür, ein Fenster, eine Lücke im Dach und eine kreuzförmige Aussparung an der Seite sind die einzigen Lichtquellen in dem reduzierten Bau von John Pawson. Trotz abgebrochenem Studium hat sich der Brite einen Namen in der Architekturwelt erarbeitet. Die sakrale Ausstattung von Kirchenräumen bildet einen seiner Schwerpunkte. Die «Wooden Chapel» auf dem 7-Kapellen-Radrundweg wurde 2020 von dem Fachmagazin «ArchDaily» als beste religiöse Architektur ausgezeichnet.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Dienstagsmail

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Autor: Markus Baumgartner
Quelle: Dienstagsmail

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