Kenias Präsident betet gegen Hunger und Dürre

William Ruto betet gegen Hunger und Dürre
Präsident William Ruto hat gerade einen nationalen Gebetstag wegen der anhaltenden Dürre in Kenia ausgerufen. Wie vorbildlich ist er damit für Christen anderer Länder?

«Als Regierung haben wir Pläne zur Sicherung der Ernährung aufgestellt, wir haben Saatgut, reichlich Dünger und Strategien zur Wassergewinnung… Jetzt brauchen wir Gott, der uns den Regen schickt.» Dies sagte William Ruto (56), der Präsident Kenias, am 14. Februar, den er zum ersten nationalen Gebetstag des Landes ausrief. Und er ergänzte: «Ich bitte alle Menschen aller Glaubensrichtungen, für unser Land zu beten.» Bei der Zentralveranstaltung im Nyayo-Stadion in Nairobi betete er zusammen mit zahlreichen politischen Weggefährten, kirchlichen Amtsträgern und zahlreichen Einheimischen für Regen im trockenen Kenia.

Ein Land vertrocknet

Immer wieder gab es Dürrezeiten in Ostafrika, doch die aktuelle Trockenheit dauert bereits seit über zwei Jahren an – und es ist kein Ende in Sicht. Besonders im Nordosten Kenias genauso wie in Äthiopien und Somalia fiel schon lange kein Regen mehr. Es ist die schwerste Dürre seit 1981. Die Folgen sind bis jetzt über 1,5 Millionen verendete Rinder, Ziegen und Schafe, Tausende von verdursteten Wildtieren wie Giraffen und Elefanten, mehrere ausgefallene Ernten und über vier Millionen Menschen, die akut vom Hungertod bedroht sind. Die Brunnen sind leer. Auf der Suche nach Wasser ziehen Männer mit ihren Herden durchs Land und müssen ihre Familien ohne Versorgung zurücklassen. Diverse Hilfsorganisationen bitten schon eine Weile um Unterstützung für die Menschen und Tiere am Horn von Afrika, doch diese waren bislang weniger im Fokus als die jeweils aktuellen Covid-Zahlen und jetzt die Nachbarn in der Ukraine. So war die andauernde Dürre auf dem schwarzen Kontinent in Europa kaum eine Nachricht wert.

Zwischen Gebet, Klimawandel und Kritik

In dieser für viele Menschen lebensbedrohlichen Situation rief der amtierende kenianische Präsident zum Gebet auf. Das christliche Medienmagazin PRO unterstrich seine christliche Haltung: «Der 56-jährige Präsident ist evangelikaler Christ, der seinen Glauben auch in der Öffentlichkeit praktiziert. Er ist in einer evangelischen Familie gross geworden und hat sich in seiner Jugend dem evangelikalen Glauben angeschlossen.» So ist es kein Wunder, dass Ruto seinen Aufruf zu einem nationalen Gebetstag mit einem Bibelvers begründete: «Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht.» (1. Petrus, Kapitel 2, Vers 9)

Allerdings gibt es auch Kritik an Ruto und seinem Handeln. Laut «Christian Science Monitor» wies der ehemalige Direktor der kenianischen und UN-Wetterbehörde Evans Mukolwe darauf hin, dass das eigentliche Problem der Klimawandel sei, den es gelte, «als Faktor in unsere Entwicklungspläne» aufzunehmen. Hier seien in den vergangenen Jahren auch in Kenia viele Möglichkeiten zur Vorbeugung verpasst worden. Auch Ruto selbst steht in der Kritik. Die Wahl zum Präsidenten entschied er Ende letzten Jahres denkbar knapp und trotz offensichtlicher Fehler oder Fälschungsversuche für sich. Dazu kommt eine Anklage vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gegen ihn wegen Anstiftung zu Mord und Verfolgung während der Unruhen von 2007. Wegen politischer Einflussnahme «war ein fairer Prozess nicht möglich, weil zentrale Zeugen bedroht oder bestochen wurden», schreibt die NZZ. So wurde das Verfahren 2016 ergebnislos eingestellt.

God's own country?

Scheinbar war die Motivation von Ruto und einigen Beteiligten am Gebetsaufruf nicht nur uneigennützig. So wie es Greenwashing gibt, mit dem man sich ein ökologisch korrektes Aussehen gibt, so existiert natürlich auch Frömmigkeit mit dem Gedanken, sich Freunde zu machen oder seinen guten Ruf wiederherzustellen. Doch selbst, wenn die Motive in Ordnung sind, ist die Theologie schwierig, die von Bibelversen wie dem oben zitierten in diesem Zusammenhang transportiert wird. Sie wird von demselben Missverständnis geprägt, mit dem Länder wie die USA sich als «God's own country» verstehen, als Völker, an denen Gott, im Gegensatz zu anderen, ein besonderes Interesse hat, die er besonders segnen will. Die Auswirkungen unterscheiden sich dennoch deutlich von den Vereinigten Staaten, die mit ihrer Grösse und ihrem Einfluss ein anderes Kaliber sind als Kenia.

Ein einseitiges Lob Rutos und seiner christlich geprägten Gebetsaktion, wie es als Kommentar unter dem oben erwähnten Artikel im Pro Medienmagazin steht, wird seinen Schlagseiten nicht gerecht: «Wie gut, wenn ein Land, wie hier Kenia, einen solchen Präsidenten hat!» Allerdings trifft eine ausschliesslich kritische Sicht auch nicht die Wahrheit. Beten war schon immer das Sich-an-Gott-Wenden von Menschen, die weder besonders heilig sind noch mit reinen Motiven zu ihm kommen. In diesem Sinne ist der Gebetstag in Kenia trotz aller Anfragen daran ein echtes Vorbild. Denn natürlich können (und sollen!) Menschen etwas tun, um die Not der Bevölkerung in Ostafrika zu lindern, aber tatsächlich lässt nur Gott «es regnen über Gerechte und Ungerechte» (Matthäus, Kapitel 5, Vers 45).

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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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