«Wenn alle gehen, wer gibt dann noch den Glauben weiter?»

Elias mit seiner Familie
Die wirtschaftliche Situation in den palästinensischen Gebieten ist sehr schwierig – und die Zahl der Christen nimmt weiter ab. Doch Elias und seine Familie haben sich entschlossen, dort zu bleiben, um ein Zeugnis zu sein.

Elias ist einer der wenigen Christen, die in den palästinensischen Gebieten leben. Er wohnt mit seiner Frau Dana und den drei Söhnen Shakeeb, Adam und Qais nur wenige Minuten von den Feldern nahe bei Bethlehem entfernt, auf denen die Hirten ihre Schafe weideten, nachdem Jesus geboren war. Sein Heimatdorf heisst Beit Sahur, hier leben grösstenteils Christen. «Es ist ein Geschenk Gottes, dass wir hier leben.»

Nur noch 1 Prozent Christen

Doch die Zahl der Christen nimmt stetig ab. Nach Angaben des Büros für Statistik der Palästinensischen Autonomiegebiete lebten 2017 in den palästinensischen Gebieten rund 47'000 Christen, aber es werden immer weniger, wie Elias berichtet. «Jedes Jahr wandern viele Familie nach Amerika aus. In der gesamten Region sind wir jetzt nur noch 1 Prozent Christen. Und jedes Jahr werden es weniger.»

Die Gründe für die Auswanderung seien vielfältig, berichtet Elias in einem Video von Open Doors UK. «Der Hauptgrund ist, denke ich, die Zukunft. Die Menschen haben Angst davor, wie unsere Zukunft hier sein wird, weil die wirtschaftliche Situation sehr schlecht ist, und jetzt nach der Corona-Pandemie noch viel mehr.» Auch die politische Instabilität sowohl in Israel als auch in den palästinensischen Gebieten habe viele Familien zur Auswanderung bewogen.

Elias

Lebendige Steine

Doch trotz allem hat Elias mit seiner Familie beschlossen, in Beit Sahur zu bleiben. «Ich mache mir grosse Sorgen um die Zukunft meiner Kinder und habe schon oft mit meiner Frau darüber gesprochen, ob es wirklich die richtige Entscheidung ist, hier zu bleiben. Aber meine Frau denkt genau gleich: Dies ist der richtige Ort für uns, hier leben wir als Christen.»

Dabei stellt Elias sich eine tiefgründige Frage: «Wenn alle christlichen Familien die Region verlassen, wer bleibt dann noch? Ich weiss, dass die Situation schwierig ist und kann die Familien verstehen, die wegziehen. Aber wenn wir weggehen, bleiben nur noch die Steine (der Kirchgebäude) – und ich glaube nicht, dass die Kirche aus Steinen besteht. Die Menschen sind die Gemeinde. Wir sind die Kirche! Und wenn wir weggehen, gibt es keine christliche Kirche mehr. Wie kann man dann den christlichen Glauben anderen Menschen zeigen?»

Deshalb bleiben sie – und ziehen ihre drei Söhne im christlichen Glauben gross. Das sei nicht einfach, aber die Sonntagsschullehrer helfen ihnen dabei. «Ich wünsche mir, dass das Leben für Christen hier besser wird und dass meine Kinder hierbleiben und hier als Christen leben können.»

Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Open Doors UK

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