UK verbietet Pubertätsblocker definitiv

Grossbritannien verbietet Pubertätsblocker
Die britische Regierung hat die Verwendung von Pubertätsblockern für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren im gesamten Vereinigten Königreich definitiv verboten. Damit reagiert sie auf die Veröffentlichung einer Langzeit-Untersuchung.

Wie Gesundheitsminister Wes Streeting erklärte, sei die Entscheidung «auf der Grundlage von Erkenntnissen und Empfehlungen von Klinikern getroffen worden, nicht auf der Grundlage von Politik oder politischem Druck». Die Kommission für Humanarzneimittel (Commission on Human Medicines, CHM) hatte vor kurzem ein unabhängiges Expertengutachten veröffentlicht, in dem festgestellt wird, dass die fortgesetzte Verschreibung von Pubertätsblockern an Kinder ein «inakzeptables Sicherheitsrisiko» darstelle. Nach Aussage des staatlichen Gesundheitsdienst NHS schliesst das unbefristete Verbot «eine Lücke, die ein Risiko für die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen durch private Versorgung darstellte».

Heftige Kontroverse

Der NHS hatte im März angekündigt, dass in Kliniken Kindern keine Pubertätsblocker mehr verschrieben werden dürfen, woraufhin im Mai per Notstandsgesetz ein Verbot von Pubertätsblockern erlassen wurde. Das Verbot deckt sich mit den Ergebnissen einer 2022 von der ehemaligen Präsidentin des Royal College of Paediatrics and Child Health, Hilary Cass, im Auftrag des NHS England durchgeführten Untersuchung. Die Studie hatte festgestellt, dass die Geschlechtsumwandlungsmedizin für Kinder und Jugendliche auf einem wackeligen Fundament stehe und die Erkenntnisse über medizinische Interventionen «bemerkenswert schwach» sind.

Damals hatte das britische Berufungsgericht entschieden, dass in der Verantwortung von Ärzten liege, zu entscheiden, ob Kindern unter 16 Jahren ohne elterliche Zustimmung Pubertätsblocker verschrieben werden können. Monate später, im Juli 2022, schloss der NHS jedoch die Tavistock Gender Clinic in London, während Hunderte von Familien sich darauf vorbereiteten, die Stiftung wegen medizinischer Fahrlässigkeit zu verklagen (Livenet berichtete).

Der Cass-Bericht

In ihrem Bericht stellte Dr. Cass fest, dass die gesamte Gender-Medizin junger Menschen «auf einem wackeligen Fundament aufgebaut» sei. Jugendliche, die sich für transsexuell halten, wiesen überproportional häufig massive psychische Probleme und Krankheitsbilder auf, wie etwa eine schwierige familiäre Lebenssituation, Depressionen und Nervenerkrankungen bis hin zu häuslichem Missbrauch. Durch einen Mangel an Forschung und die einseitige Vergabe von Pubertätsblockern in der Vergangenheit würde auf diese Probleme zu wenig eingegangen. Kinder und Jugendliche seien «im Stich gelassen worden».

Es gebe «keine eindeutigen Beweise», dass ein sozialer Personenstandswechsel (bzw. Geschlechtswechsel) überhaupt positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern habe. Die sogenannte soziale Transition – also die Tatsache, dass Kinder etwa selbstbestimmt ihre Pronomen ändern und Mitschüler, Lehrer und Eltern sie im neuen Wunschgeschlecht ansprechen müssen – stelle im Gegenteil ein grosses Problem dar. Solche Kinder gingen mit grosser Wahrscheinlichkeit dann offenbar unreflektiert den Weg der medizinischen Transition weiter.  

Bei der Vergabe von Pubertätsblockern und Hormonen mahnt Dr. Cass zu «äusserster Vorsicht». Hausärzten sollte künftig nicht mehr die Möglichkeit gegeben werden, sie einfach zu verschreiben. In dem Bericht erklärten Allgemeinmediziner, dass sie in der Vergangenheit unter Druck gesetzt worden seien, Hormone zu verschreiben, und dass es ihnen an Klarheit über ihre Verantwortlichkeiten in Bezug auf die Überwachung mangelte.

Angst vor offener Diskussion

«Es gibt nur wenige andere Bereiche des Gesundheitswesens, in denen Fachleute so viel Angst haben, ihre Ansichten offen zu diskutieren, in denen Menschen in den sozialen Medien verunglimpft werden und in denen Beschimpfungen das schlimmste Mobbingverhalten widerspiegeln. Das muss aufhören!», heisst es weiter im Cass-Bericht. Es dürfe kein «Abwürgen der Debatte» mehr geben, gerade mit Hinblick auf die Tatsache, dass die bisherige Praxis eine so «bemerkenswert schwache Evidenz» aufweise. 

Eine christliche Antwort

Peter Lynas, UK-Direktor der Evangelischen Allianz (EAUK), wies in einem Gespräch über den Cass-Bericht darauf hin, dass dieser zwar keinen theologischen Teil enthält, «seine Schlussfolgerungen aber weitgehend mit dem biblischen Bild übereinstimmen». Ausserdem eröffne er «den Raum für einige faszinierende missionarische Gespräche über Würde, Fürsorge, Respekt, Körper und Realität, tiefgreifende Diskussionen darüber, was es bedeutet, ein Mensch zu sein», betonte Lynas.

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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Evangelical Focus

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