«Es gibt keinen falschen Zeitpunkt für ein Kind!»
Ab 14.30 Uhr waren auf dem Marktplatz von Zürich-Oerlikon Lebensgeschichten von Betroffenen und klare Pro-Life-Bekenntnisse von Prof. Dr. med. Paul Cullen, Vorsitzender der «Ärzte für das Leben» in Deutschland, und EVP-Nationalrat Marc Jost zu hören. Unter dem Motto «Stand up for Life!» zogen die Teilnehmer durch die Strassen Zürichs, um für das Lebensrecht von Kindern einzutreten.
Der Marsch selbst musste wie schon in den Jahren zuvor unter grossem Polizeischutz stattfinden. Nur so war es den Teilnehmern möglich, trotz einiger Proteste der Gegenseite unbehelligt durch die Strassen Zürichs zu ziehen.
Was bleibt vom Arzt?
Auf der Bühne berichtete Prof. Dr. Cullen, wie sehr inzwischen auch die Gewissensfreiheit von Ärzten bedroht sei. Er führte Fälle von Kollegen an, die aufgrund ihrer Haltung für den Lebensschutz massiv unter Druck gerieten oder sogar ihren Job verloren. Auch er selbst wurde von Studentenvertretungen der Universität Münster für seine Pro-Life-Haltung beschimpft.
Verschiedene Organisationen machten es Ärzten immer schwerer, aus Gewissensgründen keine Abtreibungen durchzuführen, so Cullen. Doch ein Arzt ohne Gewissensfreiheit sei kein Arzt mehr, sondern «ein Medizintechniker, der vorgeschriebene Handlungen am Patienten vornimmt, egal, ob er sie vertretbar und mit seinem Gewissen vereinbar findet oder nicht». Der Mediziner plädierte für eine Alternative zur «herrschenden Kultur des Todes» und rief auf: «Lasst uns Lebensoasen schaffen, in denen die Gewissensfragen gar nicht erst aufkommen kann!»
«Man springt ins Wasser und tut das Richtige»
Auch EVP-Nationalrat Marc Jost machte sich stark für den «Schutz ungeborener Kinder, da sie keine eigene Stimme haben». Dass dies seinem Ruf als Politiker schaden könnte, sah er gelassen: «Wenn ein Leben in Gefahr ist, wie bei jemandem, der zu ertrinken droht, fragt man nicht, ob die Rettungsaktion gut verstanden wird – man springt ins Wasser und tut das Richtige.» Die Zahl der Abtreibungen in der Schweiz, die im vergangenen Jahr bei 12‘045 lag, mache «nachdenklich und traurig». Jost forderte daher: «Es sollten fundierte und differenzierte Beratungen angeboten werden und Frauen in Notlagen sollten besser unterstützt werden.»
Unterstützung erhielt auch Manda, die als Teenager schwanger wurde. Als sie bereits einen Termin für die Abtreibung vereinbart hatte, entschied sie sich dennoch im Spital dafür, ihr Kind zu behalten. Unterstützt von ihren Eltern und ihrem zukünftigen Chef absolvierte sie als junge Mutter eine Ausbildung und zeigte somit, dass ein Kind in jungen Jahren kein «Stolperstein» auf dem Berufsweg sein muss. Sie sagte klar: «Es gibt keinen richtigen oder falschen Zeitpunkt für ein Kind!»
«Wir bleiben nicht stehen»
Dafür, dass auch Eltern eines Kindes mit «Down-Syndrom» Hilfe erhalten, sorgt der am Marsch vorgestellte Verein «Hope21». Mittlerweile werden bis zu 90 Prozent der Kinder bei Verdacht auf das Down-Syndrom abgetrieben. Tom Keller, Vorstandsmitglied bei Hope21, betonte, wie wichtig es ist, dass sich betroffene Familien untereinander vernetzen und damit helfen können.
Mit dabei waren ausserdem zahlreiche Organisationen aus dem In- und Ausland, darunter die Gebetsbewegung «40 days for life», die mittlerweile in 64 Ländern aktiv ist. Von kirchlicher Seite nahm wie auch schon die Jahre zuvor Weihbischof Marian Eleganti teil. Für Musik sorgte auf der Bühne die Schweizer Band «Salty Sisters» und im Marschzug eine 25-köpfige Samba-Band. Sie alle stimmten den Worten von NR Jost zu: «Heute sind wir aufgestanden, doch wir bleiben nicht stehen. Wir gehen weiter voran, mit Respekt, Demut, aber Entschlossenheit, denn es geht hier um Leben – um Tausende von Leben.»
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