Afrika: Schuldenerlass zum «Jubeljahr» gefordert

Afrikanische Religionsführer fordern einen Schuldenerlass (Symbolbild)
Afrikanische Religionsführer fordern im Vorfeld des vom Vatikan ausgerufenen Jubeljahres 2025 einen Schuldenerlass, um ihren Ländern bei der Bewältigung der wachsenden Wirtschaftskrise zu helfen.

«Wir brauchen dringend ein neues Jahr des Schuldenerlasses, um der Menschheit Hoffnung zu geben und den Planeten vor der Unbewohnbarkeit zu bewahren», so 27 religiöse Führer aus 13 afrikanischen Ländern in einer Erklärung vom 19. Juli an die G20, die G7, die Vereinten Nationen, den IWF und die Weltbank. Nach ihren Angaben stehen ihre Länder vor der «schmerzhaften Wahl» zwischen Ausgaben für die eigene Bevölkerung und der Bezahlung ihrer Gläubiger.

Zu den Teilnehmern des Treffens in Kigali, Ruanda, gehörten Vertreter der katholischen Kirche sowie Anglikaner, Lutheraner, weitere Protestanten, Muslime und sowohl interreligiöse als auch nationale religiöse Leiter.

Die katholische Kirche begeht – nach biblischem Vorbild – alle 25 Jahre ein «Jubeljahr», also ein Jahr des Schuldenerlasses, als Zeichen der Vergebung und Versöhnung. Im Mai dieses Jahres hat der Vatikan das Jahr 2025 offiziell zum Jubeljahr erklärt.

Hohe Verschuldung

Nach Angaben der Afrikanischen Entwicklungsbank wird die Auslandsverschuldung Afrikas bis Ende 2023 schätzungsweise 1,2 Billionen US-Dollar erreichen, was etwa 23 Prozent des afrikanischen BIP im Jahr 2022 und 140 Prozent seiner Exporte entspricht. In diesem Jahr wird Afrika voraussichtlich 163 Milliarden US-Dollar für den Schuldendienst aufwenden müssen, verglichen mit 61 Milliarden US-Dollar im Jahr 2010.

Die Verschuldung Afrikas ist damit auf dem höchsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt. Angesichts des zunehmenden Drucks durch Inflation, COVID-19 und die russische Invasion in der Ukraine haben die Länder noch mehr Schulden aufnehmen müssen.

Die Religionsführer verwiesen auf das letzte Erlassjahr 2000, als es einer Koalition für den Schuldenerlass gelungen sei, 38 Ländern 130 Milliarden Dollar an Schulden zu erlassen und so ihre Armut zu verringern.

Geldvergabe: «Fortschritte, aber...»

«Wir haben Fortschritte beim Schuldenerlass und bei der Entwicklungshilfe gemacht, aber wir müssen diese Prozesse weiter verbessern», sagte Eric LeCompte, Geschäftsführer der Entwicklungsorganisation Jubilee USA Network und Mitorganisator des Treffens der afrikanischen Führer. «Wenn wir die Schuldenpolitik und die Institutionen hätten, die die religiösen Führer vor 25 Jahren gefordert haben, hätten wir heute die Instrumente, um die Klima- und Armutskrise zu bewältigen.»

Scheich Ibrahim Lethome, ein kenianischer muslimischer Gelehrter und Teilnehmer des Treffens, spricht es offen aus: Die afrikanischen Länder seien in diesen Zustand der Verschuldung geraten, weil sie das geliehene Geld schlecht verwaltet hätten. «Wenn wir unsere Ressourcen schlecht verwalten, haben wir dieses Problem», sagte Lethome gegenüber RNS. «Wir haben Schulden gemacht. Wir müssen diese Schulden zurückzahlen, aber wenn man sich ansieht, wofür das Geld ausgegeben wurde, sieht man nichts davon.»

Der geforderte Schuldenerlass müsse darum abgesichert werden. «Wir fordern einen Schuldenerlass mit klaren Forderungen nach angemessenen Mechanismen, um sicherzustellen, dass der Erlass von den Empfängerländern nicht missbraucht wird», sagte Pastor Lesmore Ezekiel, nigerianischer Lutheraner und Programmdirektor der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz, gegenüber dem Religion News Service.

Die Erklärung endet mit einem Appell an die internationale Gemeinschaft. «Sie haben die Macht und die Verantwortung, die Kreditvergabe in eine Richtung zu lenken, die Hoffnung wiederherstellt und Erneuerung bringt», so die Religionsführer.

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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Today

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