Hoffnungsvolle Wahlen

In Senegal fanden hoffnungsvolle Wahlen statt.
Vor einem Monat haben in Senegal Wahlen mit einem hoffnungsvollen Ausgang stattgefunden. Alain Schaeffer, der seit Anfang 2023 im Senegal tätig ist, erklärt die Hintergründe. Er erlebt diesen Machtwechsel als Zeichen göttlicher Führung.

Innerhalb von 20 Tagen vom politischen Gefangenen zum Präsidenten bzw. Premierminister aufsteigen: Dies wurde im Senegal dank einer historischen Wahl möglich, die die Opposition im ersten Wahlgang gewann. Bei der Amtseinführung des neuen Präsidenten Bassirou Diomaye Faye waren Worte wie «Versöhnung der Herzen», «Wunder» und «Hoffnung» zu hören; in den Wochen vor der Wahl erlebten wir, wie der autokratische Kurs des Landes korrigiert wurde.

Diese Machtübergabe an Bassirou Diomaye Faye als Präsident und Ousmane Sonko als Premierminister kann als Wunder bezeichnet werden. In den letzten Wochen erlebte der Senegal einen Traum, der von Idealen durchdrungen ist und Begeisterung hervorruft. Wie könnte man dieses Wunder nicht als göttliches Eingreifen sehen, als Antwort auf die Gebete, die im Land und ausserhalb des Landes für einen politischen Neuanfang im Senegal formuliert wurden?

Eine Vision integrer Männer

Das Programm der neuen Regierung kündigt einen Bruch mit der früheren politischen Elite auf mehreren Ebenen an: mit der Korruption, mit dem, was man als Neokolonialismus bezeichnen kann, und mit den alten politischen Praktiken im Senegal, die ihn bislang daran gehindert haben, voll und ganz Demokratie zu werden. Dies weckt die Hoffnung nach einem tatsächlichen gesellschaftlichen Wandel durch den Regierungswechsel.

Aber wer sind diese beiden Führungspersönlichkeiten, die sich einer solchen Herausforderung stellen? Nach ihrem Studium an der senegalesischen Verwaltungshochschule nach französischem Vorbild arbeiteten beide als Steuerbeamte im Dienste ihres Landes. Dabei liessen sie sich nicht auf die allgemein praktizierte Korruption ein. Sie prangerten stattdessen die bestehende Praxis an und gründeten eine Gewerkschaft, um sowohl eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen im öffentlichen Sektor zu fordern als diesem auch ein anderes Image als der allgemein üblichen persönlichen Bereicherung zu geben – bis sie vom vorherigen Präsidenten Macky Sall wegen ihres Engagements aus dem öffentlichen Dienst entfernt wurden.

Die ersten Schritte der neuen Regierung geben den Ton für den Richtungswechsel an: Der ehemalige Generalstabschef wurde zum neuen Innenminister ernannt. Dieser hatte 2021 den Einsatz der Armee zur Niederschlagung von Demonstrationen von Oppositionellen abgelehnt, worauf er von seinem Amt zurücktreten musste und auf ein Abstellgleis geschoben wurde. Der Justizminister ist der ehemalige Leiter der Staatsanwaltschaft, der einer Klage des damaligen Oppositionsführers Ousman Sonko wegen fehlerhafter Verfahren stattgeben wollte und daher von seinem Posten entfernt und versetzt wurde. Bereits in den ersten Tagen nach dem Regierungswechsel erhielt die gesamte Verwaltung einschliesslich der Minister einen Brief, in dem die neue Regierung die Schlüsselwörter ihres Programms in Wolof, der wichtigsten lokalen Sprache, verkündete: «Jub Jubal Jubanti», was Rechtschaffenheit, Redlichkeit und Vorbildlichkeit bedeutet. Im gleichen Brief sicherte die Regierung Wistleblowern Schutz zu. Die Richtung ist vorgegeben, offensichtlich mit dem Ziel, gegen korrupte Praktiken sofort und nicht schrittweise vorzugehen.

Beziehung zum Evangelium

Nelson Mandela, ein methodistischer Christ und späterer Präsident Südafrikas, war nach 27 Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden. In dieser langen Zeit wurden sein Gewissen und seine Überzeugung geformt, dass nur der Weg der Vergebung und Versöhnung zu einer inneren Befreiung führen kann. Ousman Sonko und Bassirou Diomaye haben zusammen mit ihrer Partei das Motto «Hingabe für das Vaterland» geprägt. Ousman Sonko, der wie Nelson Mandela für seine Ideen inhaftiert war, wurde während dieser Zeit einmal in die Notaufnahme und ein anderes Mal auf die Intensivstation gebracht, weil er aus Protest einen Hungerstreik begonnen hatte.

Das ehemals französische Afrika und alles, was an politischem, wirtschaftlichem und militärischem Einfluss Frankreichs dazu gehört, ist für alle ehemaligen französischen Kolonien, darunter auch den Senegal, eine schwere Last. Selbst von besonnenen, gemässigten Christen hört man hier viel darüber. Die Aufarbeitung dieser Missstände sollte idealerweise von den Franzosen selbst vorgenommen werden: Sie sind die Akteure, die sich mit ihrem Verhalten und den Fakten aus der Vergangenheit auseinandersetzen müssen, um einen Kurswechsel des Bedauerns einzuschlagen und in Folge dessen auf Vergebung und Gnade zu hoffen. Das Gebet ist in dieser Beziehung eine mächtige Kraft! Für Personen, die nicht aus den betroffenen Ländern stammen, ist es wichtig, sich zu informieren und zuzuhören. Wikipedia ist ein gutes Hilfsmittel, das in seinem französischen Artikel zwei von Franzosen verfasste Bücher erwähnt, die die Fakten schonungslos beschreiben und als Referenzdokumente dienen.

Der Korruption und der Unterdrückung von Gegnern unter dem alten Regime Senegals kann das Evangelium entgegenwirken: Nächstenliebe, Böses mit Gutem vergelten, sich nicht rächen, Vergebung, anderen das tun, was man sich selbst wünschen würde – das ist es, was darauf wartet, im Senegal nun gesät zu werden. Diese Themen aus dem Evangelium sind ein Echo der oben beschriebenen Vision, die wir am Tag der Amtseinführung des senegalesischen Präsidenten gehört haben. Es liegt an uns Christen, die Herausforderung anzunehmen, die Gute Nachricht von einem durch Vergebung erneuerten Leben zu verkünden und einen Neuanfang bei Null anzustossen.

Nicht alle Politiker haben das «Glück», wie Mandela 27 Jahre im Gefängnis verbracht zu haben, um dadurch derart grundlegend verändert zu werden und über den reinen Drang zur Macht hinauszuwachsen, der oft das Engagement in der Politik begründet. Glauben, beten und handeln wir, damit der Wille zur Selbsthingabe der neuen senegalesischen Führung, die uns an Jesus und seine Hingabe für die Erlösung der Menschheit erinnert, zu einer Veränderung der Herzen und der Mentalität in diesem schönen Land führen kann.

Dieser Artikel erschien zuerst bei ChristNet.

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Autor: Alain Schaeffer
Quelle: ChristNet

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