Kontrolle um jeden Preis
Die Nachrichten aus Nordkorea sind schlecht. Der Frühlingsanfang ist immer gleichbedeutend mit Lebensmittelknappheit. Es wird auch berichtet, dass das diktatorische Regime den jungen Menschen dort derzeit «intensive Studiensitzungen» aufzwingt. Bei genauerem Hinsehen enthüllen diese Sitzungen der intensiven Regierungspropaganda jedoch etwas, das letztendlich eine sehr gute Nachricht sein könnte.
Simon Lee (Name geändert) ist der Koordinator von Open Doors in der Region. Er erklärt: «Vor 30 Jahren war Nordkorea ein geschlossenes Land, alle Informationen und Medien wurden vom Staat kontrolliert. Aber seitdem hat sich der Schwarzmarkt überall etabliert. Illegale DVDs und digitale Medien werden gehandelt.» Er präzisiert: «Junge Menschen hören südkoreanische Musik und sehen sich Serien an. Das beeinflusst ernsthaft ihr Handeln und Denken.»
«Abergläubischer Glaube»
Die Folge: Das Regime fühlte sich bedroht und zwingt die jungen Leute, an «intensivem Studium» teilzunehmen. Ziel ist es, «kapitalistische und bürgerliche Ideologien zu entwurzeln» und «junge Menschen mit einer patriotischen Ideologie auszurüsten», so eine anonyme Quelle, die von der Nachrichtenagentur Daily NK zitiert wurde. In diesen Sitzungen wird erklärt, dass «das Anschauen oder Verbreiten von Filmen, Serien oder Nachrichten aus anderen Ländern völlig inakzeptabel ist».
Zu den absolut verbotenen Informationsquellen gehört alles, was mit dem christlichen Glauben zu tun hat, wie Simon Lee erklärt: «Die christliche Lehre wird als ebenso gefährlich und korrupt wahrgenommen wie Drogenkonsum oder Pornografie.» So kann jeder für sehr lange Zeit ins Gefängnis geworfen werden, nur weil er seinen «abergläubischen Glauben» teilt.
Propaganda unter Müttern
Das Regime fordert insbesondere von Müttern, darauf zu achten, was ihre Teenager anschauen und konsumieren. Vor kurzem fand in Pjöngjang zum ersten Mal seit 2012 wieder eine grosse Versammlung von Müttern statt. Einer der Slogans lautete: «Lasst uns echte kommunistische Mütter sein!».
In diesem Land sind alle Kirchen seit über 70 Jahren geschlossen, die Bibel ist illegal und es ist praktisch unmöglich, sich mit anderen Christen zu treffen. Trotzdem hält die Untergrundkirche weiterhin an Jesus Christus fest, wie ein nordkoreanischer Christ bezeugt: «Wir loben und beten Gott an, der seine Gnade über uns ausgiesst. Uns fehlt es an nichts in seiner Fürsorge!»
Verheerende Knappheit
Der Nahrungsmangel ist besonders zu Beginn des Frühlings schrecklich: Die Lebensmittelvorräte sind aufgebraucht und die nächste Ernte wird gerade erst gesät.
Vor diesem Hintergrund wirken die Glaubensbekenntnisse der Untergrundchristen wie Lichter in der Dunkelheit: «Alle Gläubigen in Nordkorea haben sich verpflichtet, Christus zu dienen und einander zu unterstützen. Wir schrecken nicht vor Verfolgung oder unseren schrecklichen Lebensbedingungen zurück. Wir werden stark im Glauben sein, und wir werden unseren Lauf beenden», sagte einer von ihnen zum Schluss.
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