Schottland: Charta für Strassenprediger

Strassenprediger in Schottland sollen künftig besser mit der Polizei zusammenarbeiten.
In Schottland erregte der Fall eines Strassenpredigers Aufsehen, der zuerst von der Polizei einvernommen wurde und dann eine grosse Abfindung erhielt. Jetzt soll eine Art «Ehrenkodex» für Strassenprediger entwickelt werden.

Das Predigen auf der Strasse ist in Grossbritannien viel weiter verbreitet als auf dem Kontinent – und sorgt immer wieder für Zwischenfälle, wenn Art oder Thema der Predigten beim Publikum Anstoss erregen.

So auch in Schottland. Die schottische Polizei hat Angus Cameron, einem Strassenprediger und ehemaligen Pastor, eine hohe Entschädigungssumme von 5'500 Pfund Schadensersatz sowie 9'400 Pfund für die Prozesskosten gezahlt. Er spendete die gesamte Entschädigung an das «Christian Institute», das ihm Rechtsbeistand geleistet hatte.

Zu Unrecht inhaftiert

Cameron war 2022 in Glasgow festgenommen worden, als er im Stadtzentrum von Glasgow predigte. Er wurde «auf der Strasse vor aller Augen durchsucht und für über eine Stunde in einen Polizeiwagen gesteckt», so Simon Calver vom «Christian Institute». Der Prediger wurde später wieder freigelassen. Die Polizei gab an, er sei wegen «Landfriedensbruchs mit homophobem Hintergrund» verhaftet worden, rief ihn aber zwei Tage später an, um ihm mitzuteilen, dass er nicht strafrechtlich verfolgt werden würde. Die Polizeibeamten erstellten jedoch einen Bericht über einen «nicht strafbaren Hassvorfall».

«Obwohl man genau wusste, dass seine Predigt keine Straftat darstellte, wird sein guter Name in den Polizeiakten mit 'Hass' und potenzieller Kriminalität in Verbindung gebracht», so Calvert. «Seine Predigt richtete sich nicht gegen Einzelpersonen; er verwendete keine beleidigende Sprache; er war nicht aggressiv; er versuchte nicht, Anstoss zu erregen; er zitierte einfach die Bibel. Es gab keinerlei kriminelle Handlungen.»

Die schottische Polizei hat nun angekündigt, ihre Politik zu überprüfen und sich mit den britischen Leitlinien des «College of Policing» zu Hassvorfällen ausserhalb der Kriminalität zu befassen.

«Charta für Strassenprediger»

In diesem Zusammenhang hat das «Christian Institute» jede «konstruktive Hilfe und Unterstützung angeboten, die wir leisten können». Die Gruppe arbeitet nach eigenen Angaben seit 15 Jahren mit Strassenpredigern zusammen, bietet Schulungen an und leistet Rechtsbeistand. Gegenwärtig entwickelt das Institut eine «Charta für Strassenprediger», die darauf abzielt, «ein Einvernehmen zwischen der Polizei und den Predigern in Bezug auf die Redefreiheit zu erzielen und die besten Praktiken auf beiden Seiten zu fördern».

Auf der einen Seite soll diese Charta Strassenpredigern helfen, ihren Dienst im Namen der örtlichen Gemeinden auszuüben und ihre legalen Rechte zu kennen. Auf der anderen Seite würde eine solche Charta auch «unseren Gesprächen mit den örtlichen Behörden zugute kommen, wenn wir versuchen, ihnen bei der Verbesserung der religiösen Bildung und der Qualität der Ausbildung ihrer Mitarbeiter im Umgang mit Strassenpredigern zu helfen», so das «Christian Institute».

Zum Thema:
«Freies christliches Land»: London: Verhafteter Strassenprediger erhält £2500 Schadenersatz
Von britischer Polizei: Neuer Leitfaden zum Schutz der Redefreiheit
Seit 24 Jahren: Gemeindegründung im muslimischen Sansibar

Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung