Nigeria: Gericht schützt Recht auf Konversion
Mary Olowe (Name geändert) wurde von ihrem Vater und ihren Brüdern mit dem Tod bedroht, nachdem sie zum christlichen Glauben konvertiert hatte. Ihre Mutter half ihr, sich in einer christlichen Gemeinde in Sicherheit zu bringen, bevor sie den Schutz des Gesetzes beantragte.
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation ADF International erliess ein Gericht in Nigeria nun eine einstweilige Verfügung gegen ihren Vater und ihre Brüder. «Den Beklagten wird hiermit verboten, das Leben der Klägerin zu bedrohen oder zu gefährden, und ihre Grundrechte in Bezug auf die Wahl ihrer Religion oder ihrer Gedanken zu verletzen, nachdem sie sich entschieden hat, vom Islam zum Christentum zu konvertieren», heisst es in der Verfügung. Gegen die Entscheidung wurde keine Berufung eingelegt.
«Wichtige Entscheidung»
«Wir sind erleichtert, dass Mary Schutz vor diesen glaubwürdigen Drohungen gefunden hat und dass das Gericht ihr Grundrecht anerkannt hat, vom Islam zum Christentum zu konvertieren», sagte Sean Nelson, internationaler Rechtsberater der ADF, in einer Erklärung. «Dies ist eine wichtige Entscheidung, von der wir beten, dass sie anderen helfen wird, deren Leben bedroht ist, nur weil sie zum Glauben an Christus gekommen sind.» Nelson fügte hinzu: «Niemand sollte wegen seines Glaubens oder weil er von einem Glauben zu einem anderen konvertiert ist, verfolgt, schikaniert oder mit dem Tod bedroht werden.»
Nachwehen von Deborah Emmanuels Tod
Christliche Konvertiten aus dem Islam, nicht zuletzt häufig junge Frauen, sind in Nigeria erheblichen gesellschaftlichen Anfeindungen ausgesetzt; sie werden oft daran gehindert, ihren Glauben frei zu leben, weil sie gezielt bedroht und angegriffen werden, sogar von Familienmitgliedern. Bestimmte Gesetze in Nigeria, darunter Blasphemiegesetze, bestrafen systematisch religiöse Minderheiten, so ADF International.
Die 25-jährige christliche Studentin Deborah Emmanuel, Mitglied der evangelikalen Gemeinde Winning All und Studentin am Shehu Shagari College of Education, war im Mai 2022 von ihren Kommilitonen zu Tode geprügelt worden, nachdem Mitstudenten behauptet hatten, eine WhatsApp-Nachricht, die sie während eines Streits an einen Mitstudenten geschickt hatte, sei blasphemisch gewesen (Livenet berichtete). In Wirklichkeit hatte sie sich geweigert, mit diesem muslimischen Mitstudenten auszugehen.
Eine Christin namens Rhoda Ya'u Jatau wurde im Mai 2022 im Bundesstaat Bauchi verhaftet und mehr als vier Monate lang unter dem Vorwurf der Blasphemie in Einzelhaft gehalten, weil sie eine WhatsApp-Nachricht geteilt hatte, in der sie den Mord an Deborah Emmanuel verurteilte, wie die Agentur Morning Star News damals berichtet hatte.
Der grössere Kontext
Der Druck auf Christen ist in Nigeria ist besonders schwerwiegend: 90 Prozent der über 5'600 Christen, die im vergangenen Jahr weltweit wegen ihres Glaubens getötet wurden, waren Nigerianer, so die Organisation Open Doors, die Christenverfolgung weltweit beobachtet. Auch laut der Menschenrechtsorganisation ADF sind in den letzten Jahren mehr Christen in Nigeria ermordet worden als in allen anderen Ländern zusammen. 2022 sei auf dem besten Weg, «das tödlichste Jahr für Christen in Nigeria» zu werden.
Längst finden die Angriffe nicht mehr nur im Norden des Landes statt. Entführungen und bewaffnete Raubüberfälle durch kriminelle Banden nahmen sowohl im Süden als auch im Nordwesten und Südosten zu. Open Doors erklärte, dass terroristische Gruppen, militante Hirten und kriminelle Banden für eine grosse Zahl von Todesfällen verantwortlich und Christen besonders gefährdet seien. Die nigerianische Regierung weist in der Regel Behauptungen zurück, die Gewalt sei religiös motiviert, und besteht darauf, dass es sich um jahrzehntealte, rein soziale Auseinandersetzungen zwischen Bauern und Hirten handele.
Zum Thema:
In ständiger Angst: «Nigeria ist ein gefährlicher Ort für Christen»
Gefährlichster Staat Nigerias: Kaduna: hoher Blutzoll für Christen
Hoffnungsbarometer von «swissfuture»: Ein Hoffnungsschimmer am Gesellschafts-Horizont