Johannes Hartl: Führung und Liebe gehören zusammen
«Du bist ein richtiges Geschenk für die Christenheit jeder couleur», begrüsste Moderator Martin Bühlmann den Theologen, Philosophen und Influencer Johannes Hartl (Augsburg). Der «katholische Evangelikale und Zusammenbringer» war der Hauptreferent des vollgepackten und voll besetzten Nachmittags- und Abendprogramms im Kongresszentrum Thun. In zwei Plenums-Seminaren am Nachmittag erklärte er die Zusammenhänge von Führen, Liebe und Vision.
«Führen ist eine Form von Liebe»
Führen und Liebe sind zwei Begriffe, die man nicht unbedingt im gleichen Atemzug nennt. Für viele sei Führung eher eine Form von Manipulation, so Hartl. Aber man tue – nicht zuletzt jungen – Menschen keinen Gefallen, wenn man sie einfach ziellos rumlaufen lasse wie eine Fussballmannschaft ohne Tore auf dem Spielfeld. Ein Ziel geben, hole das Beste aus Menschen heraus.
Dazu müsse der Leiter erst mal bei sich selbst «Kopf und Bauch» zusammenbringen und dann mit seinen Mitarbeitern ein Klima der Annahme aufbauen. Dazu gehöre nicht zuletzt, dass sie auch Kritisches aussprechen dürften. «Das wichtigste Führungstool überhaupt sind die Worte», ist Johannes Hartl überzeugt – Worte, die zur Wahrheit ermutigen.
Führen mit Vision
Die Hauptaufgabe des Führens ist «Vision geben», ist Hartl überzeugt. Er definiert Vision als «emotional packenden Idealzustand» – eine Überzeugung, die einen zuerst selbst packen und dann angemessen verbalisiert und kommuniziert werden muss. Eine Vision entstehe in der Regel in der Schnittmenge einer Not, der persönlichen Leidenschaft und der Kompetenz. Die Aufgabe einer Führungskraft sei es, beständig die Vision zurückzuholen. An zu vielen Geschäftsmeetings sei es einem Grossteil der Anwesenden nicht klar, warum man sich jetzt trifft.
Pirmin Zurbriggen und die Sprache des Herzens
In einem Podiumsgespräch vertiefte HOPE-Mitorganisator Lorenz Kopp die Thesen Hartls mit Skistar und Hotelier Pirmin Zurbriggen, der gerade 60 wurde, und Rinaldo Lieberherr, Gründer der IT-Firma «Upgreat». Für Zurbriggen, der Hartl im Gebetshaus Augsburg besucht und so kennengelernt hat, ist «Führen mit Liebe» nicht zuletzt im Umgang mit Mitarbeitenden wichtig, deren Sprache er nicht spricht: «Ich kommuniziere ihnen: 'Ich bin nicht besser als du, ich brauche dich'». Aber auch «mit Wahrheit kommunizieren» sei ihm von je her wichtig gewesen – etwas, das er z.B. bei Zeitungen bisweilen vermisst habe.
Für Rinaldo Lieberherr ist «Upgreat», der Name seiner Firma, schon oft ein guter Einstieg geworden, über Gott zu reden. Als Ausdruck seiner Liebe zu den Mitarbeitern hat er einen «CPO», einen «Chief Prayer Officer» angestellt, der wie ein Firmen-Seelsorger wirkt. Lieberherr: «Meine Mitarbeiter würden den nie gehen lassen.»
«Ich bin die negativen Zukunftsbilder leid»
Rund 600 Personen trafen sich schliesslich zum Abendvortrag. Unter der Moderation von Livenet-CEO Flo Wüthrich griff Johannes Hartl das grosse Thema «Hoffnung» auf. Kritisch setzte er sich mit den dystopischen Zukunftsentwürfen unserer Zeit und bedauernd mit der Hoffnungslosigkeit der Generation Z auseinander. «Wann gab es je eine bessere Zeit, Kinder in die Welt zu setzen», fragte er provozierend und wies anhand von Fakten nach, wie sich unsere Welt in vielen Bereichen verbessert habe. Allerdings werde die Hoffnungslosigkeit, gestützt auf negative Nachrichten, von den Algorhythmen der Medienkonzerne gezielt gefördert, weil sie mehr Klicks und Aufmerksamkeit erzeuge.
Hoffnung ist keine Charaktereigenschaft, sondern eine Tugend, die (ein)geübt werden muss, ist Hartl überzeugt. Er zeigte anhand vom «Chefapostel» Petrus, wie Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit im Tiefsten in einer Gottesbeziehung überwunden werden.
Hartl ist überzeugt: «Die Zukunft ist nicht gut, weil alles gut wird, sondern weil Gott gut ist und weil Jesus der Erste und Letzte ist.» Wer eine solche «durchtrainierte Hoffnung» vertrete, die etwas anderes als billiger Optimismus ist, übe in der Gesellschaft Führung aus.
Der «HOPE Business Club» ist ein Netzwerk für Unternehmer, die sich gegenseitig in guten und schwierigen Zeiten unterstützen und ermutigen wollen. Gegründet wurde die Bewegung von Heinz und Ruth Hertig, die ebenfalls anwesend waren und beschrieben, wie sie in Erfolg und Konkurs erlebt haben, dass Gott zu seinen Versprechen steht. Gute Beziehungen pflegt der HOPE Business Club zu den anderen christlichen Business-Bewegungen wie CGS (Christliche Geschäftsleute Schweiz) und IVCG (Internationale Vereinigung christlicher Geschäftsleute), die sich ebenfalls kurz vorstellten.
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