David, der Mann nach Gottes Herzen

David war ein talentierter Harfenspieler
David war in vieler Hinsicht ein vorbildlicher Mann. Er war aber auch alles andere als perfekt. Und doch nennt man in «einen Mann nach Gottes Herzen». Wieso eigentlich?

David. Der gutaussehende, romantische junge Mann, der Lieder dichtet und zur Harfe singt. Der seine Gefühle so stark und treffend ausdrückt. Der gegenüber Löwen und Menschen geradezu unheimlich mutig ist. Der in allen Umständen Demut und Grossmut an den Tag legt. Der immer Erfolg hat. Der als Hirte wie als König eine innige Beziehung zu Gott pflegt. Ein Überflieger nach Gottes Herzen?

Batseba. Die Affäre lässt ihn unsanft landen, bricht ihm aber letztlich keine Zacke aus der Krone. Im Vergleich mit David schneiden wir trotzdem schlecht ab. Wer kann Mann oder Frau nach Gottes Herzen sein?

Das Prädikat «Mann nach Gottes Herzen» bekam David nicht verliehen, nachdem er jahrzehntelang in den Schlagzeilen stand, sondern vorher. Als er noch nichts Erwähnenswertes getan hatte. Genau genommen wurde es ihm auch nie verliehen, sondern nur in Abwesenheit über ihn gesagt (1. Samuel Kapitel 13, Vers 14; Apostelgeschichte Kapitel 13, Vers 22).

Eine Auszeichnung war es zweifellos. Aber eben nicht die Würdigung eines Lebenswerkes, nicht die Anerkennung übermenschlicher Taten, nicht das Feiern einer Ausnahmeperson, die «kam, sah und siegte». Was bedeutet es dann, dass David ein «Mann nach Gottes Herzen» war?

Wenn ein Produkt ein Siegel bekommen soll, muss es den Standards entsprechen für die das Siegel steht. Beim Label «nach Gottes Herzen» fehlt allerdings ein klarer Anforderungskatalog. Von «Gottes Herz» spricht die Bibel nur selten. Und was ist das «Herz» überhaupt?

Was heisst «Gottes Herz»?

Für uns in der westlichen Welt ist das Herz die Wohnung der Gefühle. Die Bibel beschreibt das Herz allerdings sehr viel umfassender. Es steht für den Wesenskern des Menschen, seinen Charakter. «Herz» umfasst «Kopf «, «Geist» und «Seele», also das Denken (Wissen, Verstehen, Erinnern, Vorstellungs- und Urteilsvermögen), Wollen (Absichten, Begehren, Planen, Entscheiden) und Fühlen. Nach den Berichten der Bibel weist auch Gott alle diese Merkmale einer Person auf. Also umfasst Gottes Herz mindestens die Bandbreite des menschlichen Herzens.

Aus diesem Spektrum stellt die Bibel hauptsächlich Gottes Wesen und Wollen dar, das sich auf die Menschen richtet. Sie sollen Gott lieben und loben, ihn widerspiegeln und gemeinsam mit ihm wirken. Dafür hat Gott nach dem Sündenfall zunächst das Volk Israel bestimmt und sich ihm offenbart. Dass David ein Mann nach Gottes Herzen war, bedeutet also allgemein gesagt, dass er in Vielem oder im Wesentlichen erkannt hat, wie Gott ist, und Gottes Willen folgte.

Herzenshaltungen

Wie zeigte sich das konkret? Die biblischen Aussagen über Gott und David sowie Davids Psalmen bieten hierzu jede Menge Stoff. Ich beleuchte Aspekte von Gottes Herz, denen nicht nur David mit seinen besonderen Begabungen entsprechen konnte, sondern die für jeden Persönlichkeitstyp lebbar sind.

David wurde von Saul verfolgt und immer wieder in die Enge getrieben. Er bat Gott um Rettung und wusste sich zugleich bei ihm geborgen (z. B. Psalm Kapitel 57, Vers 1-8). Zweimal bekam David die Gelegenheit, Saul zu töten. Davids Gefährten ermutigten ihn dazu: Gott habe die Gelegenheit herbeigeführt. Beide Male widerstand David der Versuchung, den von Gott eingesetzten König zu töten (1. Samuel Kapitel 24, Verse 5-8; 1. Samuel Kapitel 26, Verse 7-9). Stattdessen vertraute er auf Gottes Handeln (1.Samuel Kapitel 24, Vers 13; 1.Samuel Kapitel 26, Vers 10).

Ebenso ernst nahm David die Verantwortung für seine Eltern. Durch Sauls mörderische Eifersucht waren auch sie gefährdet. Ihr Sohn evakuierte sie (1. Samuel Kapitel 22, Verse 3-4).

In Situationen, die er selbst nicht überblickte, fragte David Gott um Weisung. Und dann richtete er sich nach Gottes Antwort, auch wenn es riskant schien (z. B. 2. Samuel Kapitel 5, Verse 19-25).

Auf Nabals Beleidigung hin war David wütend entschlossen, sich zu rächen. Doch liess er sich von der klugen Abigajil aufhalten und umstimmen (1. Samuel Kapitel 25, Verse 21-35). Denn Rache und Vergeltung hat Gott sich selbst vorbehalten (5. Mose Kapitel 32, Vers 35).

Noch mal Batseba: Nach seinem Ehebruch mit ihr und dem Mord an ihrem Mann Uria bekannte David sofort seine Schuld, als der Prophet Nathan sie ihm vorhielt (2. Samuel Kapitel 12, Verse 7-13). Wie ernst es David mit der Wiederherstellung einer guten Beziehung zu Gott war, erahnen wir in seinem Psalm Kapitel 51.

Einen Rückblick auf sein Leben, insbesondere auf die Zeiten, in denen Feinde ihn bedrohten, eröffnete David mit den Worten: «Ich liebe dich, Herr, meine Stärke» (Psalm Kapitel 18, Vers 2).

Wer prägt mich?

Ein Mensch nach Gottes Herzen ist dies zuerst in seinem eigenen Herzen, also in seinem Charakter. Dieses griechische Wort bedeutet «Prägung», fest wie auf einer Münze. Das ganze Geheimnis besteht also darin, dass ich mein Herz von Gottes Herz prägen lasse und meinen Entscheidungen diese Prägung gebe. Menschen nach Gottes Herzen müssen keine tiefen, geheimnisvollen Gefühle haben oder so vielseitig begabt und erfolgreich sein wie David. Selbstverständlich ist Liebe im Spiel, und ihre wesentliche Ausgestaltung ist auch für nüchterne Persönlichkeiten gut zu schaffen.

In Anlehnung an Jesus schrieb Johannes: «Gott zu lieben heisst, seine Gebote zu befolgen, und das ist nicht schwer» (1. Johannes Kapitel 5, Vers 3). «Gebote befolgen» bedeutet nicht Perfektion, sondern schliesst ein, bei Versagen Schuld zu bekennen und Vergebung anzunehmen (1. Johannes Kapitel 1, Vers 8 bis Kapitel 2, Vers 2). Leben nach Gottes Herz ist «nicht schwer», weil der Heilige Geist es in denjenigen Menschen bewirkt, die Gott seine Kinder nennt (Römer Kapitel 8, Vers 5). Auch das war schon bei David so. Als Samuel ihn salbte – wiederum: bevor David irgendetwas Besonderes getan hatte –, «kam der Geist des Herrn über ihn und verliess ihn nicht mehr» (1. Samuel Kapitel 16, Vers 13).

Es entscheidet sich am Geist

Damals wie heute ist ein «Mensch nach Gottes Herzen» schlicht eine mit dem Heiligen Geist erfüllte Person (siehe Römer Kapitel 12, Vers 11; Epheser Kapitel 5, Vers 18; 1. Thessalonicher Kapitel 5, Vers 19). Nach der Einweihung des Tempels in Jerusalem versprach Gott: «Ich werde mit meinem Herzen dort sein» (1. Könige Kapitel 9, Vers 3). Heute befindet sich Gottes Tempel in seinen Kindern. «Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes in euch ist?» (1. Korinther Kapitel 6, Vers 19). Dort bringt Gottes Geist durch den von Gott geformten Charakter Frucht nach Gottes Herzen.

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Autor: Michael Dennstedt
Quelle: Magazin Faszination Bibel Spezial, SCM Bundes-Verlag

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