Beim Erwerb des Eigentums die Regeln einhalten
Wenn es auch unterschiedlichste weltanschauliche Auffassungen gibt, ob und wie viel Privateigentum ein Mensch besitzen sollte, wird doch praktisch überall auf der Welt akzeptiert, dass Privatpersonen ein gewisses Mass an Eigentum haben dürfen. Auch die Bibel geht von diesem Grundsatz aus. Mit dem achten Gebot schützt Gott das Eigentum, indem er Diebstahl – also jede unrechtmässige Aneignung von Dingen – kategorisch verbietet. Das Gebot «Du sollst nicht stehlen» (2. Mose, Kapitel 20, Vers 15) ist entsprechend ein wichtiges Lebensprinzip für Menschen, die Gott ernst nehmen.
Das ist nicht fair!
Wenn man Ihnen schon einmal etwas gestohlen hat, kennen Sie sicher das plötzliche Gefühl der Enttäuschung und des Betrogenseins. Wie konnte mir jemand so etwas antun? Was hab ich ihm denn getan? Was für eine Frechheit! Wann immer uns etwas gestohlen wird, sind wir wütend und beleidigt. Nicht, weil wir unseren Besitz vergöttern oder unseren Wert an Dingen festmachen, sondern weil wir das tiefsitzende Bedürfnis haben, unsere persönlichen Rechte zu schützen.
Wir glauben, weil wir die Finger von dem lassen, was einem anderen gehört, müsste er auch unser Eigentum respektieren. Wenn er sich nicht an diese stillschweigende Abmachung hält, sind wir empört. Und Gott ist es ebenfalls.
Dauerausleihe ist Diebstahl
Als ehrlicher Mensch stiehlt man doch nicht, mögen Sie denken. Doch man wird schneller zum Dieb, als man denkt. Wie verhält es sich zum Beispiel mit der Dauerausleihe? Vielleicht haben Sie Bücher, DVDs und CDs ausgeliehen, die Sie schon längst zurückgeben sollten. Haben Sie sie wirklich nur ausgeliehen? Oder haben Sie sich diese Dinge stillschweigend angeeignet?
Ein weiterer Ort, der zum Charaktertest werden kann, ist das Büro oder die Werkstatt des Arbeitgebers. Wer sich ohne zu fragen bei den Materialvorräten bedient und Werkzeuge, Papier, Kugelschreiber, Notizblöcke usw. mitlaufen lässt, begeht streng gesehen einen Diebstahl. Unternehmer wissen um die Tatsache, dass oft von den Angestellten mehr gestohlen wird als von den Kunden.
Diebstahl beeinträchtigt unsere Selbstachtung, verursacht Sorgen und schwächt unsere Glaubwürdigkeit. Wie wäre es deshalb, wenn Sie meinem Beispiel folgen, Papier und Stift oder das Smartphone zur Hand nehmen und eine Liste all der Dinge erstellen, die zwar in Ihrem «Besitz», aber nicht Ihr rechtmässiges Eigentum sind? Schreiben Sie alles auf, was Sie an Ihrem Arbeitsplatz mitgenommen haben und alles, was Freunde und Verwandte Ihnen geborgt haben. Versprechen Sie Gott anschliessend, dass Sie bis zum Ende des Monats alle Gegenstände auf der Liste an ihre rechtmässigen Eigentümer zurückgeben werden.
Betrug ist auch Diebstahl
Im Buch der Sprüche heisst es: «Der Herr verabscheut es, wenn man beim Abwiegen mit zweierlei Gewicht und einer gefälschten Waage betrügt» (Sprüche, Kapitel 20, Vers 23). Offenbar ist das Manipulieren von Waagen keine neue Erfindung. Schon zur Zeit des Alten Testaments haben Männer und Frauen versucht, einander zu betrügen und zu übervorteilen, um ein bisschen mehr für ihr Geld zu bekommen.
Heutzutage gebrauchen wir eine subtilere Variante von «zweierlei Gewicht» – und zwar in Form von gut klingenden Versprechen. Wir alle kennen sie: «Ich biete Ihnen das Geschäft Ihres Lebens an – ein hübsches kleines Stück Land an bester Lage. Das ist eine hervorragende Kapitalanlage und der perfekte Ort für den Altersruhesitz!» Leider vergisst der Makler zu erwähnen, dass der Boden dieses ausgewählten Grundstücks mit Quecksilber verseucht ist. Oder was ist mit dem Installateur, der darauf besteht, dass Ihre nicht mehr ganz neue Heizung «unbedingt sofort ausgetauscht werden muss», obwohl er genau weiss, dass sie noch mindestens zehn Jahre funktionieren sollte?
Lügen, Halbwahrheiten, Tricks – sie mögen als Verkaufsstrategien bezeichnet werden, aber sie sind nichts anderes als eine subtile Form des Diebstahls. Unabhängig davon, ob sie durch Habgier, Neid oder Machthunger motiviert sind, sind sie ein Verstoss gegen das achte Gebot.
Was wir säen, werden wir ernten
Leider ist ein solches zweifelhaftes Verhalten keine Seltenheit. Es gehört inzwischen fast zum guten Ton, die Regierung zu betrügen, indem man bestimmte Einkünfte bei der Steuererklärung nicht angibt. Auch ist es weithin an der Tagesordnung, dass man den Arbeitgeber hintergeht, indem man sich krank meldet, obwohl man es gar nicht ist, indem man während der Arbeitszeit private Telefonate führt, obwohl dies nicht erlaubt ist, oder indem man die Spesenabrechnung frisiert, wenn man dienstlich unterwegs war.
Es dürfte uns vermutlich immer wieder mal gelingen, andere Menschen übers Ohr zu hauen und dadurch unrechtmässig unseren materiellen Besitz zu vergrössern. Aber eines sollten wir bedenken: Gott können wir niemals betrügen! Er lässt sich nicht verspotten. Er lässt sich von unseren cleveren Tricks nicht einwickeln. Was wir säen, werden wir auch ernten (nach Galaterbrief, Kapitel 6, Vers 7). Wenn wir Unehrlichkeit und Betrug säen, werden wir uns damit letztlich selber schaden. Aber wenn wir Ehrlichkeit, Integrität und Rücksicht auf andere säen, werden wir Gottes Segen ernten.
Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Neuauflage, er erschien zuerst am 30.11.2018 bei Jesus.ch.
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