Nie aufgeben
Bereits die Eltern von Heinz Hertig (1952) waren Unternehmer. Der Vater hatte eine Kiesgrube und die Mutter eine Bäckerei und einen Lebensmittelladen «Wir waren acht Kinder und mussten mithelfen.» So sass Heinz schon als Zehnjähriger während der Ferien auf Baumaschinen. Später lernte er Strassenbauer.
Ölkrise und sieben Firmen
Von den christlichen Wertvorstellungen seiner Eltern geprägt und überzeugt, hatte Heinz nach Abschluss seiner Berufslehre den starken inneren Wunsch, Menschen in einem fremden Land mit Gottes Liebe bekanntzumachen. Da sein Vater gerade einen Herzinfarkt und einen Hirninfarkt hinter sich hatte, half er diesem zunächst in der Firma. Mit 22 Jahren heiratete Heinz. Auch seine Frau Ruth zog es in die weite Welt, um den Menschen von Gott zu erzählen. «Nach einem neunwöchigen Schnupper-Einsatz in Indien, beschlossen wir, unsere Zelte hier abzubrechen und das Geschäft zu verkaufen», berichtet Heinz. Wegen der Ölkrise fanden sich aber keine Käufer und so investierten die beiden weiterhin Mittel und Kräfte in ihr Unternehmen. Daneben engagierte sich Heinz vielfältig. Unter anderem war er Mitgründer der Agentur C und eines Treffens für christliche Geschäftsleute, startete in Indien ein Hilfswerk und entwickelte in der Schweiz die Hertig Bau AG. Anfang der 90er-Jahre zählte das Unternehmen 75 Mitarbeitende. «Das gab uns die Möglichkeit, Personal für Projekte nach Indien zu schicken», erklärt Heinz. Insgesamt waren er und Ruth zu dieser Zeit Inhaber von sieben, meist kleineren Firmen.
Alles zerrinnt
Dann kam die Immobilienkrise, welche die ganze Baubranche betraf. Der Druck wuchs, die Löhne mussten bezahlt werden. Im Frühling 1997 hatte sich die Situation derart verschlechtert, dass Hertigs Konkurs anmelden mussten. «Meinen Mitarbeitenden das Ende der Firma anzukünden, war für mich der absolute Tiefpunkt», sagt Heinz. Ein Geschäft nach dem anderen musste geschlossen werden, Hertigs verloren ihr Haus und als Inhaber einer Einzelfirma hatte Heinz kein Anrecht auf Arbeitslosengeld.
Das Gefühl des Scheiterns nagte an ihm. «Wir hatten vier Kinder», erzählt Ruth. «Da kamen Ängste auf. Wie würde es weitergehen?» Trotz finanziellen Zuwendungen und Geschenken von Familie und Freunden mussten sie irgendwann die Sozialhilfe in Anspruch nehmen.
Wütend auf Gott
«Wir hatten uns stark für Gott und unsere Mitmenschen eingesetzt», blicken Hertigs zurück. «Wir dachten, er könne und werde uns jetzt wohl nicht fallenlassen.» Trotz des Konkurses hatten Heinz und Ruth tatsächlich nie das Gefühl, von Gott vergessen worden zu sein. «In der ganzen Krise habe ich nie an Gott gezweifelt», sagt Heinz. Dennoch erlebte er auch Tage der Resignation. «Ich begann, anders zu beten. Die üblichen frommen Sprüche ertrug ich nicht mehr», bekräftigt Heinz. Auch seiner Wut auf Gott liess er manchmal freien Lauf. «Ich habe oft bei Gott geweint und getrauert und fühlte mich von ihm umarmt und getröstet, gerade, wenn ich Angst hatte», gibt Ruth Einblick in ihr damaliges Empfinden. Familie Hertig erlebte ein emotionales Auf und Ab, aber auch ganz konkret, dass Gott für sie sorgte.
Schwieriger Neuanfang
Das glänzende Werk der vergangenen Jahre lag in Trümmern. Übrig blieben ein Haufen Schulden. Heinz hatte sich zum Ziel gesetzt, sie bis zu seinem 65. Lebensjahr abzuzahlen. Um dies zu erreichen, gründete er unter Mithilfe von zwei Freunden, das Unternehmen «Hertig Natursteine». Doch es fehlte ihm oft an Energie: «Ich wurde jeden Tag kränker und hatte manchmal kaum Kraft, das Telefon abzunehmen.» Um über die Runden zu kommen, nahm Ruth eine Stelle als Reinigungskraft an. Heinz bot sich extern als Bauführer an, sagt dazu: «Mein Selbstvertrauen war so schwach, dass ich mir die Arbeit zuerst nicht zutraute.» Je mehr er sich jedoch engagierte – auch nachts – desto mehr kam er wieder zu Kräften. Die zurückkehrende Selbstsicherheit war wichtig für ihn.
Projekt in Norwegen
Als ihm ein holländischer Geschäftsmann eine innovative Geschäftsidee unterbreitete, stieg Heinz ein. In Norwegen sollte ein Gestein für die holländischen Autobahnen abgetragen werden. Bis er die nötigen Bewilligungen erhielt, dauerte es viereinhalb Jahre. Doch es lohnte sich. «Wir konnten die Abbaubewilligung des Projektes einer grossen Baufirma verkaufen und mit dem Erlös all unsere Darlehen begleichen.» Zu diesem Zeitpunkt war Heinz 55 Jahre alt. Hertigs waren schuldfrei, ihr Unternehmen blühte auf und neue Standorte erschlossen sich.
Erneut aufstehen
Doch dann, wie aus heiterem Himmel, wurden Heinz und Ruth erneut mit Problemen konfrontiert. Zum zweiten Mal sahen sie ihre Existenz bedroht. Um nicht erneut Konkurs anmelden zu müssen, und damit ihr gesamtes Pensionskassengeld zu verlieren, mussten rasch gewinnträchtige Geschäfte gefunden werden. Über Google Earth suchte Heinz in Spanien nach Steinbrüchen mit gutem Hafenanschluss. Tatsächlich wurde er fündig und nahm Kontakt auf. Die Türen öffneten sich und die Firma EuropStone AG wurde gegründet. Mit grossem Kraftaufwand konnten Hertigs zum zweiten Mal einen erdrückenden Schuldenberg tilgen. «Gott sorgt für uns, das ist kein abstrakter Gedanke, das haben wir zweimal erlebt. Und dafür sind wir ihm aus tiefstem Herzen dankbar.
Hoffnung weitergeben
Der Wunsch, sich für andere Geschäftsleute zu engagieren, ist bei Heinz wachgeblieben. Heinz brennt dafür, Geschäftsleute zu motivieren – gerade in Krisenzeiten. Ruth ergänzt: «Uns geht es nicht in erster Linie um die Firmen, sondern um die Menschen dahinter.» So gründeten sie die Hope Service AG. Sie unterstützt Firmenverantwortliche, die aus unterschiedlichen Gründen unter grossem Druck stehen – einerseits durch gezielte Fachberatung, andererseits durch persönliche Begleitung.
Damit Geschäftsleute und Firmenverantwortliche neue Hoffnung und Motivation erhalten, soll zudem der Hope Business Club lanciert werden.