Café und Kirche unter einem Dach
Ein mächtiger Baum ragt auf dem Kiesparkplatz an der Strasse bis weit hinauf ins Firmament. Dahinter steht einladend das schmucke «griänä Hüüs», mit einer dekorativen Terrasse, viel Grün und zwei schattenspendenden Linden. «Viele Menschen hier hatten Vorurteile, weil lange nicht bekannt war, was eine Freikirche ist», erinnert sich Thomas Mauerhofer (39), Pfarrer von der «Chilä im griänä Hüüs». «Ich kann die Vorbehalte gut nachvollziehen, finde es aber schade, wenn Menschen sich kein eigenes Bild machen. Ebenso kann ich gut verstehen, dass sich Menschen an der Person und Lehre von Jesus stören – auch mich fordert Jesus immer wieder heraus», sagt Mauerhofer, der auch Präsident der Evangelischen Allianz Uri ist.
Café als Begegnungsort
«Aaron Bohl, der das Café aufbaute und leitet, ist genau die richtige Person für diese Aufgabe», freut sich Thomas Mauerhofer. «Aaron führt das ‹Kafe im griänä Hüüs› mit einem Team. Hinter dem Gastronomiebetrieb steht ein eigener Verein. Gäste werden herzlich willkommen geheissen, können auftanken, ausruhen und Kontakte knüpfen. Da ‹Kafe im griänä Hüüs› ist ein familienfreundlicher Ort – jeder und jede ist willkommen. Es ergeben sich immer wieder interessante Gespräche, manchmal auch über den christlichen Glauben.» Das Café besteht nun seit sechs Jahren. Am Anfang polarisierte es.
«Ich erlebte, wie in einer Familie auf dem Spielplatz ein Streit entbrannte», erzählt Mauerhofer. «Die Frau wollte mit den Kindern ins Kafe; der Mann dagegen wehrte sich beharrlich: ‹Nein, an diesen Ort werde ich nie kommen.› Unterdessen hat sich die Wahrnehmung geändert.» Für viele Urner ist das « Kafe im griänä Hüüs» zu einem wertvollen Begegnungsort geworden, den sie gerne aufsuchen. Dass am gleichen Ort auch kirchliche Anlässe stattfinden, sei gar nicht allen bewusst.
Atmosphäre zum Wohlfühlen
Wenn das «Kafe im griänä Hüüs» geschlossen wird, finden manchmal auch Anlässe der «Chilä im griänä Hüüs» darin statt – einmal im Jahr etwa der Alphakurs. Dieser Kurs erklärt die Grundlagen des christlichen Glaubens. «Wir starten jeweils mit einem gemeinsamen Abendessen, und dafür bietet dieser Ort das perfekte Ambiente», so Mauerhofer. «Wir versuchen als Kirche gerade auch Familien zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, ihren Kindern christliche Werte mitzugeben. Vor der Corona-Zeit luden wir zum Kindersingen mit christlichen Liedern und anschliessendem Znüni», erklärt Thomas Mauerhofer, selbst Vater von drei Kindern. «Wir hoffen sehr, dass wir dies bald wieder anbieten können.» Auch sonst gebe es verschiedene Angebote für Familien.
Eine Urner Gemeinde für Urner
Entstanden ist die «Chilä im griänä Hüüs» als Tochtergemeinde der Freien Evangelischen Gemeinde FEG Stans. Vor rund 20 Jahren fanden einige Personen aus dem Kanton Uri zu einem persönlichen Glauben an Jesus und besuchten die Freikirche in Stans. Etwa zehn Jahre später entstand der Wunsch nach einer eigenen Gemeinde im Kanton Uri. Mauerhofer wurde angefragt, ob er das Pastorenamt übernehmen möchte. Die Familie sagte zu. «Wir kamen nach Altdorf, um uns zwei Wohnungen anzuschauen. Am Ortseingang stand auf einmal das Bild einer Hausfassade vor meinem inneren Auge. Mir war sofort klar, dass es sich um ‹unser› Haus handeln musste.
In der Tat fuhren wir kurz darauf an genau diesem Gebäude vorbei. Und wir erfuhren: das Haus stand tatsächlich zum Verkauf. Gott öffnete weite re Türen. Eine uns bekannte Familie kaufte das Haus und überliess es uns zur Miete.» Kurz nach dem Einzug fand eine Umzonung statt. 200 Quadratmeter Bauland wurden dem Grundstück zugesprochen. Darauf entstand der Gebäudekomplex, in dem nun die «Chilä im griänä Hüüs» und auch das «Kafe im griänä Hüüs» eingemietet sind.
«Made by God»
Aaron und seine Frau hätten es in der gleichen Zeit auf dem Herzen gehabt, ein familienfreundliches Café zu eröffnen und sich bereits eine erste Lokalität angeschaut, berichtet der Pfarrer. «Im griänä Hüüs passte dies nun wunderbar zusammen. Das ist ‹Made by God!›» Viele Urner können sich das «griänä Hüüs» nicht mehr wegdenken und würden gerne dort Zeit verbringen. Manche seien auch am christlichen Glauben interessiert und wüssten die kirchlichen Angebote zu schätzen. Jährlich würden mehrere Urner Jesus Christus persönlich kennenlernen und durch ihn positiv verändert werden.
«Einige erleben auch Befreiung von dunklen Mächten oder übersinnlichen Phänomenen. Sie wurden zuvor beispielsweise von Erscheinungen und Angstträumen geplagt», berichtet Thomas Mauerhofer. Die Besucher der «Chilä im griänä Hüüs» erleben immer wieder, dass Gott Türen öffnet und Menschen durch ihn neue Hoffnung finden. Auch zu den anderen Kirchen und Gemeinden im Kanton besteht eine freundschaftliche Verbindung. «Seit Jahren feiern wir gemeinsame Ostergottesdienste.» Die Allianz Uri existiert nun seit gut zehn Jahren.
Grün – mehr als nur eine schöne Farbe
Ein Grund für den Namen «Chilä im griänä Hüüs» sei die wunderschöne Lage im Grünen. «Auch weil das Wort ‚Gemeinde‘ nicht von allen als Kirche verstanden wird, wollten wir mit dem Namen ausdrücken, dass wir eine Kirche sind», ergänzt Thomas Mauerhofer. Vor allem stehe die Farbe Grün für die Hoffnung. «Wir haben eine Hoffnungsbotschaft für den Ort, für den Kanton und darüber hinaus. Gott schenkt Hoffnung – gerade auch in der aktuellen Zeit, die uns alle herausfordert.»