Bücher der ersten Christen entdeckt?
Es
handelt sich um rund 70 ringgebundene Bücher aus Blei oder Kupfer, von denen jedes zwischen 5 und 15 Seiten
etwa in Scheckkartengrösse umfasst. Wie der
britische Sender BBC am 29. März berichtete, wurden sie vor einigen Jahren von
Beduinen in Nordjordanien entdeckt, als eine Überschwemmung zwei Nischen in
einer Höhle freilegte. Später seien sie nach Israel geschmuggelt worden. Nach
Angaben der BBC ist der Direktor der jordanischen Behörde für Altertumskunde,
Ziad al-Saad, der Ansicht, dass die Bücher womöglich von Jüngern Jesu in den
ersten Jahrzehnten nach seiner Kreuzigung angefertigt worden seien.
Möglicherweise übertreffe ihre Bedeutung die der Schriftrollen von Qumran. Das
müsse bei weiteren Untersuchungen geklärt werden. Al-Saad fordert eine
Rückführung der Bücher nach Jordanien.
Wichtigste Entdeckung in der Geschichte der Christenheit?
Einer der wenigen Experten, die die Funde gesehen haben, ist laut BBC der britische Archäologe David Elkington. Nach seiner Ansicht sprechen mehrere bildliche Darstellungen auf den Buchdeckeln und im Innern für den christlichen Hintergrund der Bücher. Eine abgebildete Figur könne Jesus zeigen. Auf einen christlichen Ursprung der Bücher weise ausserdem die Darstellung eines siebenarmigen Leuchters auf einem der Buchdeckel hin, da für Juden die Abbildung eines solchen Tempelgerätes damals streng verboten gewesen sei. Elkington halte die Funde - so die BBC - für «die wichtigste Entdeckung in der Geschichte der Christenheit». Nach Ansicht des emeritierten Alttestamentlers Philip Davies stellen andere Abbildungen Jerusalem dar. Auf einem Bild sei im Vordergrund ein Kreuz in der Form eines T zu sehen - «und dahinter ist ein kleines Gebäude mit einer Öffnung abgebildet, das müsste das Grab Jesu sein. Weiter dahinter sind die Stadtmauern». Auf dieser Darstellung spreche alles für eine christliche Kreuzigung ausserhalb der Stadtmauern. Die Neutestamentlerin Margaret Barker sagte der BBC, antike Texte berichteten, dass frühe christliche Gruppen von Jerusalem nach Osten geflohen seien: «Sie überschritten den Jordan bei Jericho und flohen dann ostwärts weiter in die Gegend, wo diese Bücher gefunden wurden.»
Deutscher Neutestamentler rät zur Zurückhaltung
Wann sie geschrieben wurden, ist unklar. Laut BBC haben Metallurgie-Experten den antiken Ursprung des Materials bestätigt. Die Entzifferung und Übersetzung der Texte habe gerade begonnen. Einer der wenigen bisher übersetzten Fragmente solle mit einem Satz aus der Offenbarung des Johannes identisch sein: «Ich werde aufrecht gehen.» Sollte sich diese Deutung bewahrheiten, dann stammten die Funde allerdings eher aus dem zweiten als aus dem ersten Jahrhundert nach Christi Geburt, kommentierte Radio Vatikan. Deshalb rät auch der Neutestamentler Prof. Riesner zur Zurückhaltung bei der Bewertung der Funde. Weder sei ihre Echtheit erwiesen noch wisse man, was in den Büchern stehe. Riesner hat sich intensiv mit biblischer Archäologie beschäftigt und ist unter anderem Autor des Buchs «Essener und Urgemeinde in Jerusalem».
Datum: 04.04.2011
Quelle: idea